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Funktion und Entwicklungsphasen des Limes

Postenweg mit Holzturm

In der Zeit seines Bestehens hat der Limes verschiedene Entwicklungsstufen durchlaufen. Diese stellen wir anhand der folgenden vier Grafiken idealtypisch dar. 

Verschiedene Ausbaustufen existierten gleichzeitig.

Zunächst bestand der Limes nur aus einem Postenweg, der als Schneise durch die Wälder führte. Daher leitet sich die Bezeichnung Limes ab.

In einer ersten Ausbauphase wurde der Postenweg mit Holzwachtürmen ergänzt. Am doppelten Limes im Idsteiner Land sind fünf Holztürme nachgewiesen, vier an der südlichen und vermutlich älteren Linie (WP 3/18*. 3/19*. 3/21* und 3/25*) und einer an der nördlichen Linie in unmittelbarer Nähe der Turmstelle WP 3/26.

Beide Holztürme am Limesrundweg wurden bei Geomagnetometerprospektionen nachgwiesen, die in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflge geplant wurden. Mit der Firma Posselt & Zickgraf Prospektionen haben wir dabei einen kompetenten Partner archäologisch-geophysikalischer Prospektionen an unserer Seite.

Postenweg mit Holzturm und Palisade

In der nächsten Phase wurde der Limes mit einer Palisade ergänzt. Die Palisadengräben lassen sich heute mit Geomagnetometerprospektionen nachweisen.

Postenweg mit Steinturm und Palisade

Im nächsten Schritt wurden die Holztürme durch Steintürme ersetzt. Unser Turm am WP 3/26 ist der Nachbau eines solchen Steinturms. 

Postenweg mit Steinturm und Wall und Graben

In der letzten Ausbauphase (ca. 200 n.Chr.) wurde der Limes durch Wall und Graben gesichert. 

Im Idsteiner Land sind Wall und Graben stellenweise noch obertägig erkennbar. Im Gerlohwäldchen ist ein längeres Stück Limesgraben bis heute gut erhalten und deutlich sichtbar. Das Fundament der Turmstelle WP 3/25, ein ehemaliger Steinturm, steht dort unmittelbar am Limesgraben.

Vermutlich hat der Limes in der 4. Ausbauphase über größere Strecken keine Palisade mehr gehabt. Denn mit Errichten von Wall und Graben konnte auf die Palisade verzichtet werden, eine noch bestehende Palisade zerfiel nach und nach.

Die Grafiken entstanden im Atelier Goddenthow von Heike Wolf von Goddenthow.

Dem Limes werden mehrere Funktionen zugeschrieben, die allerdings auch heute noch in der Diskussion sind. 

Der Limes hatte vermutlich vor allem eine wirtschaftliche Bedeutung. Er diente der Kontrolle und der Steuerung des grenzüberschreitenden Personen- und Warenverkehrs: Abgaben wurden erhoben, unwillkommene Besucher abgewiesen.

Militärisch gesehen diente er der Abwehr kleinerer Angriffe und schützte das Hinterland vor plündernden Banden. Eine unüberwindliche Sperrlinie, an der große germanische Invasionen militärisch abgewehrt werden konnten, war er jedoch nicht. Dazu war er in seiner langen Ausdehnung zu schwach mit Wachmannschaften besetzt.

Außerdem demonstrierte der Limes eine kulturelle Grenze: Das römische Imperium mit einem hoch entwickelten Rechts- und Verwaltungssystem und moderner Bau- und Ingenieurkunst trennte der Limes vom scheinbar kulturlosen "Freien Germanien".